Holzstelen & Grabmale

Traditionell denken wir bei dem
Stichwort „Friedhof“ an Grabsteine
oder selten vielleicht auch an Metallkreuze,
wie sie besonders in Österreich Tradition haben.
Aber wieso sollte man diesem Ort, der gleichsam
Trauer, Einsamkeit und Verlust bedeutet,
nicht ein bisschen mehr Wärme verleihen?

Wir sind Zeit unseres Lebens von so viel Holz umgeben:
Tische, Stühle, Betten, Schränke…
meist (bzw. im besten Fall) aus Holz angefertigt.

Warum ist das so?

Holz strahlt Wärme und Wohlbehagen aus
…nicht nur beim Verbrennen im Kaminofen…
Holz riecht gut und lebt – auch wenn der Baum gefällt ist,
Und unser letztes „Kischtl“ wird
dereinst aus Holz sein.
Weshalb sollten wir dann nicht auch
den Ort der Traurigkeit mit Holz verschönern?
Nun gut, Grabmale aus Stein sind sicher pflegeleichter,
meist aber auch unpersönlicher.
Stein hat die längere Haltbarkeit,
aber wie lange besteht eine Grabstätte und
was geschieht anschließend mit dem Grabstein?
Kaum jemand kommt auf die Idee,
den Grabstein nach Ablauf der Grabstätte
auf seinem privaten Grund aufzustellen.
Der Tod gehört ja nicht zum Leben,
zumindest versuchen die meisten Menschen
ihn krampfhaft auszuschließen.
Das Grab wird geräumt, der Stein abtransportiert,
wiederverwertet und wir zahlen auch noch dafür…

Warum also nicht ein Grabmal aus Holz?

Schließlich verwenden wir doch auch
im Außenbereich immer wieder Holz:
Das Baumhaus oder die Spielhütte für die Kinder,
Balkon- und Gartenmöbel, Zäune und Gartentore.
An Seen oder am Meer,
wo noch mehr Wettereinflüsse das Holz bearbeiten,
sehen wir Holzstege ins Wasser führen,
Boote und Schiffe, Strandkörbe, Bootshäuser.
Venedig ist auf Eichenpfählen gebaut
oder nicht so weit entfernt
die Pfahlbauten von Unteruhldingen.

Und wir trauen uns nicht an einem Ort,
der Trost ausstrahlen sollte,
Holzstehlen aufzustellen!?

Ein paar Mutige gibt es dann aber doch:

Dieses Grabmal enthält christliche Symbole, die auch die Stationen und Verbundenheiten der Verstorbenen widerspiegeln:
Links die „Alpha“-Stele, die für den Beginn des Lebens steht. Über den Geburtsdaten, die ich eingefräst habe und die mit Blattgold veredelt wurden, habe ich eine Bronzetafel mit dem Bildnis der Patronin des Geburtslandes eingelassen.
Die rechte „Omega“-Stele enthält die Sterbedaten und ein Bronzebildnis des Heiligen, der für die Verstorbene besonders in den schwersten Zeiten ihres Lebens der wichtigste Fürsprecher war.
Die mittlere Stele, die alle überragt und an deren Spitze ein – von einem Baum umschlungenes – Kreuz ist, steht für das Leben und hat eine Nische für ein weiteres Lebenssymbol, das Licht des Auferstandenen.


Bei diesem Grabmal aus Robinie steht der Lebensmittelpunkt des Verstorbenen im Zentrum.
Als Winzer in dritter Generation eines Weinguts, hatte er den Weinstock damals in seinem Weinberg selbst eingepflanzt und viele Jahre die Trauben geerntet. Als Zeichen der Verbundenheit hat seine Tochter auf dem Grab einen neuen Weinstock gepflanzt.
Und wie auch der Verstorbene weiterhin ein wichtiger Teil seiner Familie sein wird, findet diese junge Pflanze Halt an dem alten, abgestorbenen Weinstock, der ihm hilft, aufrecht nach oben zu wachsen.


Hier entsteht ein Familiengrabmal, das die Verbindung zu beiden Verstorbenen derer gedacht werden wird, sichtbar macht:
Der eine hatte den Baum, aus dem die Stelen entstanden, vor einigen Jahren selbst gefällt, der andere die Marienfigur geschnitzt.
Zwei weitere Stelen, die wir aus diesem Stamm gewinnen konnten, weiten den Kreis insofern, als dass ich damit ein Grabmal für ein verstorbenes Ehepaar aus der weiteren Verwandschaft dieser Familie anfertigen konnte.


Unabhängig von den hier aufgeführten Grabstelen, die – in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Familien – christliche Symbolik aufzeigen, sind der Kreativität kaum (die örtliche Friedhofsordnung muss selbstverständlich berücksichtigt werden) Grenzen gesetzt.
Die bisherigen Grabstelen waren aus Robinienholz, welches auch in Weinbergen zum Einsatz kommt, wo das Holz genauso stark den Wettereinflüssen ausgesetzt ist, wie auf einem Friedhof.
Alternativ sind aber auch andere Harthölzer, wie beispielsweise Eiche, geeignet.


Stein des Anstoßes zum Nachdenken:

Die Entstehung meiner Grabstelen kommt gänzlich ohne Kinderarbeit aus!
Es ist erschreckend, dass in Indien trotz jahrelangem Kampf gegen Kinderarbeit
immer noch mehr als 100.000 Kinder in Steinbrüchen Steine schleppen,
Sprengladungen an Grantiblöcken befestigen,
oft stundenlang kein Tageslicht sehen und großen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt sind.
Steinstaub und Temperaturen um die 40 Grad Celsius
greifen ihre nicht geschützten Ohren, Augen und Atemwege an.
Die Folgen sind Taubheit und Staublungen.
Ihre Lebenserwartung liegt zwischen 30 und 40 Jahren.
Zwischen 50 bis 80% der Grabsteine und Grabumrandungen auf deutschen Friedhöfen stammen aus Indien.

Doch das lässt sich leicht verdrängen,
die Kinderarbeit findet ja nicht vor unserer Haustür statt…


Aber auch als Deko im Bereich, der mit Leben erfüllt ist, sind Stelen aus Holz ein Blickfang:

Auf der nächsten Seite wird es wieder etwas entspannter…

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